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Im BusyMom-Interview mit Claudia Rougoor – Bauingenieurin und Bausachverständige und Mutter von drei Töchtern – sprechen wir über die nun 12 Monate Pandemie und zweimaligen Lockdown. Claudia gibt einen differenzierten Eindruck wie sich die Pandemie zum einen auf ihr Business ausgewirkt hat und wie sie sich selbst dem auf ganz unterschiedliche Weise gestellt hat und neue Erfahrungen gesammelt und ihr Portfolio erweitert hat. Es geht aber auch darum, wie sie als Mutter von (fast) erwachsenen Töchtern die Zeit erlebt hat und was dies mit ihr als Mutter und für sie gemeinsam als Familie verändert hat. Ein spannender Einblick in ganz unterschiedliche Strategien und Lösungswege in einer Krise gibt es hier.

Ich freue mich sehr über dieses interessante Interview mit Claudia Rougoor.

In dieser Interview-Reihe auf BusyMom geht es um die Krisenbewältigung von Unternehmerinnen und Müttern in Zeiten von Corona. Ich habe nach den erlebten Herausforderungen und Chancen, den Veränderungen in der Familie und im Business wie auch den erfahrenen Ressourcen gefragt. Spannende und bunte Beiträge sind dabei mit meinen faszinierenden Interview-Partnerinnen entstanden.

 

Heute stellt sich Claudia Rougoor vor:

Kurze Vorstellung zu Dir, Deiner Familiensituation und Deinem Business

Mein Name ist Claudia Rougoor, ich bin Bauingenieurin und Bausachverständige, (wieder) verheiratet und Mutter von drei Töchtern (20, 19 und 16).

Der besondere Blick von oben, Luftaufnahmen von Drohnen aufgenommen, das ist mein Business. Bauwerke können so schnell, effizient und mit kurzer Vorbereitungszeit visuell inspiziert, dokumentiert und digitalisiert werden. Das errechnete 3D-Modell wird für Auswertungen und weitere Planungsschritte, z. B. bei einer anstehenden Sanierung, genutzt.

Weiterhin bin ich als Fachreferentin auf Messen und Veranstaltungen tätig.

Wie hast Du bisher die Corona-Pandemie, den Lockdown und den Sommer 2020 erlebt?

Zunächst einmal wurden alle Referententätigkeiten auf Messen und Tagungen storniert und mehrere Projekte im Bauwerksbereich verschoben. Finanziell war das hart. Nach einer kurzen Schockstarre und Gesprächen habe ich dann neue Ideen entwickelt und umgesetzt.

Schwierig war für mich, dass viele Bauwerkskunden immer noch fast ausschließlich analog aufgestellt sind. Mir persönlich fehlten soziale Kontakte und beruflicher Austausch auch sehr. Der Sommer brachte einige neue Projekte in neuen Geschäftsfeldern, das tat gut!

Im ersten Lockdown war auch die Unsicherheit noch groß. Es wusste noch keiner so genau, wie lange uns Corona in welcher Form begleiten wird. Ich musste mich und die Familie erst einmal neu sortieren. Zwei bereits selbstständige Töchter kamen Corona bedingt zurück nach Hause, drei Kinder mit Riesendiskussionsbedarf aufzufangen und wieder mit ihnen unter einem Dach zu leben, war eine ungeplante Herausforderung.

Corona führte aber auch dazu, dass mein langjähriger Partner und ich beschlossen, „unser Leben aufzuräumen“ und zu heiraten. Leider ging das dann im Oktober 2020 nur zu zweit, so schön es war, etwas Wehmut war dabei.

Was hat der erneute Lockdown und die aktuelle Ungewissheit, wie es nun in 2021 weiter laufen wird, mit Dir und Deinem Business gemacht?

Ich empfinde den erneuten Lockdown anstrengender als den ersten. Auch, weil angedachte Drohnenprojekte sich nochmals verschoben haben, teils wegen Kontaktbeschränkungen, teils wegen abnehmender Budgets beim Kunden. Die Planbarkeit hat abgenommen.

Je länger der Lockdown dauert, desto eher erwarte ich weitere Projektverschiebungen. Verschobene Referententätigkeiten werden wohl erst in 2022 abgerufen werden, falls überhaupt noch.

Die anfängliche Motivation, die Durchhalteparolen des ersten Lockdowns, sie sind ganz schön verpufft, auch weil Perspektive und Zeitschiene im ursprünglichen Kerngeschäft für 2021 fraglich sind.

Das zermürbt mich schon ein wenig und kostet viel Kraft, mein Planungshorizont beträgt oft nur zwei bis drei Tage.

Daher werde ich neu entwickelte Geschäftszweige weiter ausbauen, um Umsätze und Einnahmen zu generieren.

Auch die Kinder sehnen sich nach einer Perspektive für ein nicht-digitales Studium, Schulbesuch (eine Tochter ist in Irland im Homeschooling) oder nach dem nächsten Treffen mit dem Freund nach Monaten des Nichtsehens (EU-Ausland).

Welche Veränderungen und welche Herausforderungen hast Du als Mutter und als Unternehmerin erlebt?

Als Unternehmerin war es wichtig, schnell einen Plan B zu entwickeln, da das Kerngeschäft stockte. Kurz: neue Geschäftsfelder mir erschließen, teils solche, von denen ich vorher nicht ahnte, dass sie mir liegen könnten. Ich musste auch schauen, was ich „on top“ leisten muss, um im Gespräch zu bleiben. So wurde so manches Mal „IT-Coaching“ erforderlich, um überhaupt einen fachlichen Austausch via Video-Konferenz starten zu können.

Es fiel mir schwer, zu akzeptieren, dass die echten Vortragsbühnen wegfielen, das war ein Zweig, den ich mir gerade frisch aufgebaut hatte.

Anstrengend empfand ich es, „fast immer die Moral hochhalten zu müssen“, damit ich zum einen unternehmerisch vorankomme und aktiv bleibe, vor allem aber auch als Mutter, um unsere derzeitige Familien-/Wohnsituation überhaupt gestemmt zu bekommen.

Zwei meiner Töchter sind volljährig, und wohnen nun schon wieder länger bei mir. Das war nicht geplant und widerspricht auch ihrem Entdecker- und Reisefieber sowie ihrer Selbstständigkeit. Ihnen fehlt vieles, ich merke sehr deutlich, wie sich meine drei Töchter seit dem Herbst verändert haben. Sie gehen um einiges belasteter durchs Leben.

Immer ruhig zu bleiben, zu stützen, die einzige analoge Ansprechpartnerin zu sein, das ist nicht leicht. Unsere Diskussionen, bei denen ich oft ihren Standpunkt teile, sind schon sehr intensiv. Auch musste ich wieder viel mehr Mutter sein als ich das für diese Lebensphase geplant hatte.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie bisher auf Dein Business?

Bereits geplante Drohnenprojekte warten noch auf ihre Durchführung, stattdessen rückte schnell ein Nebenstandbein im Immobilienbereich in den Vordergrund, da dort die Nachfrage anzog.

Der geringeren Nachfrage im Bauwerksbereich konnte ich mit neuen Aktivitäten weitestgehend trotzen. Ich habe geschaut, was nachgefragt wird und mich dort positioniert, siehe weiter unten.

Ich stelle mich noch digitaler auf und arbeite intensiv an der digitalen Sichtbarkeit, da es wohl noch für einige Zeit fast die einzige Möglichkeit sein wird, neue Kontakte zu knüpfen.

Im Spätherbst 2020 nahm ich eine mehrfach verschobene Fortbildung in Angriff und absolvierte die Prüfung zur Bausachverständigen. Darauf bin ich schon stolz, diese „nebenbei“ geschafft zu haben. Auch mein vor Corona begonnenes Fernstudium Bausanierung erhielt mehr Zeitanteile als vorgesehen.

Mein Portfolio ist insgesamt breiter geworden.

Welche unternehmerischen Veränderungen hast Du aufgrund dessen getroffen?

Neue Geschäftsfelder erschlossen, um das Business auf weitere Säulen zu stellen: Zum einen als Autorin von Fachartikeln für Fachzeitschriften und bei der Berufsgenossenschaft, zum anderen als Referentin für fachliche Online-Seminare, die ich im Auftrag eines größeren Veranstalters hielt. Daraus haben sich auch einige neue Kontakte für das Drohnenbusiness ergeben.

Meine Sichtbarkeit in den Medien habe ich gepusht, hier habe ich jede Chance ergriffen und umgesetzt, insbesondere im Radio oder TV. Aufgrund der Erfahrungen beabsichtige ich, professionelles Speaking auf digitaler und analoger Bühne auszubauen. Hierfür bin ich die ersten Schritte konsequent angegangen, raus aus meiner bisherigen Komfortzone und hin zur Teilnahme an einem internationalen Speaker Slam auf Clubhouse.

Meinen Fokus werde ich verstärkt auch auf Bausachverständigenwesen und Gutachtertätigkeit richten, intensiviert auch im Immobilienbereich und zukünftig ergänzt um Immobilienbewertung.

Ich denke, diese breite Expertise stärkt mein Herzensbusiness, die visuelle Inspektion mit Drohnen, immens.

Welche Unterstützung hast Du gefunden (Familie, Freunde, andere UnternehmerInnen, Netzwerk, Mentor, Coach …)?

Vor allem andere UnternehmerInnen und mein Netzwerk möchte ich hervorheben – wir haben uns alle unterstützt durch gegenseitiges Bewerben bzw. Erwähnen auf allen sozialen Kanälen. Wichtig war auch der regelmäßige (virtuelle) Austausch, um sich gegenseitig noch zu sehen und zu motivieren.

Gut war auch, dass ich im Rahmen eines Förderprogramms im letzten Jahr Teil eines 4er Erfolgsteams war. Wir haben uns das Jahr gegenseitig gestützt, gefördert und gefordert.

Im ersten Lockdown waren auch die beiden volljährigen, zu Hause gestrandeten Kinder für mein Business eine große Hilfe. Sie haben viele Aufgaben übernommen, die vor Corona Freie Mitarbeiter ausgeführt haben. Sogar die jüngste war hier unterstützend tätig. Der Haushalt wurde ebenfalls aufgeteilt, dazu haben die Kinder noch Sonderaufgaben übernommen.

Welche eigenen Ressourcen hast Du für Dich oder Ihr für Euch als Familie entdeckt?

Für mein Business: auf den Punkt genau live vor der Kamera performen zu können, dabei Spaß zu haben und mich gerne der Herausforderung zu stellen. Dazu kamen neue, kreative Ansätze, die ich zu früheren Zeiten sicherlich nicht ähnlich entwickelt hätte.

Für mein persönliches Wohlergehen war der Besuch und die Besichtigung von Kirchen essenziell, in vielen Wochen oft die einzige Möglichkeit, Geschichte und Kultur physisch zu genießen. Hinzu kamen Wandertouren, wo ich bei einer über meine bisherigen Grenzen hinausgegangen bin. Das war ein Wahnsinnserlebnis!

Als Familie war es sicherlich der Zusammenhalt untereinander, das gemeinsame, frisch gekochte Mittagessen, wann immer es möglich war. Auch viele gemeinsame Aktivitäten mit meinen Töchtern, oder der drei Töchter untereinander, halfen, besser durch die Zeit zu kommen, z. B. Joggen, Abendspaziergänge oder Aufräumprojekte in Haus und Garage.

Was hast Du bisher aus der Pandemie gelernt? Was nimmst Du in Puncto Krisenbewältigung mit für die Zukunft als Mutter und als Unternehmerin?

Ich habe neue Geschäftsfelder entwickelt, an die ich früher nie dachte. Dazu mit Methoden und Mitteln, die ich vorher nicht für mich in Erwägung gezogen hatte. Sich neu aufzustellen, neu zu erfahren und somit erfolgreich sein zu können, das hilft sicherlich auch bei zukünftigen Krisen.

Zusammengefasst: Offen sein, es gibt immer einen Weg, mach‘ es deinem Kunden einfach und professionell in der Zusammenarbeit – und: Ich kann Bühne, darum sollte ich sie nutzen!

Auch als Mutter habe ich mich neu erlebt. Ich hatte mehr Zeit für meine Kinder als in den Jahren, in denen ich als Alleinerziehende einen stressigen Vollzeitjob hatte. Das tat so gut – ich war oft auch zuversichtlich und sicher, dass wir schon irgendwie durch die Zeit kommen und habe mehr Ruhe ausgestrahlt als in früheren Jahren. Ich habe meine Kinder intensiver erlebt und genossen, eine sehr schöne und wertvolle Erfahrung!

 

Claudia Rougoor findest Du hier auf folgenden Kanälen:

 

Ihre Website: Zangano

Ihr Facebook-Account: Zangano

Ihr Instagram-Account: Zangano – Claudia Rougoor

Ihr LinkedIn-Account: Claudia Rougoor

Ihr Xing-Accoung: Claudia Rougoor

 

 

(Foto: Frau Winkelmann Businessfotografie)

 

Auf Instagram fand am Samstag 06.03.2021, um 11.00 Uhr ein Live-Interview mit Claudia Rougoor und mir statt. Hier kannst Du Dir die Aufzeichnung jederzeit anschauen.

 

Liebe Claudia,

danke für Deine Teilnahme an meiner Interview-Reihe und den persönlichen Einblick!

Liebe Grüße

Sabine

 

P.S.: Hast Du Fragen an Claudia oder mich zu dem schriftlichen oder Live-Interview? Gerne in den Kommentaren oder via E-Mail schreiben!

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