Bekommst Du bald Dein zweites Kind oder hast Du ein Baby bekommen und hast schon ein Kleinkind? Dann fragst Du Dich sicher, wie Du das alles wuppen sollst. Im Gastbeitrag hier auf dem BusyMom-Blog verrät Dir Vera Rosenauer als Expertin und Zweifach-Mama, was im Alltag mit zwei kleinen Kindern praktisch umsetzbar ist. Damit Du Deinen Familienalltag mit Baby und Kleinkind etwas erleichtern kannst.
Gastbeitrag von Vera Rosenauer
Wie soll denn das gehen, wenn ich das Baby stille und der große Bruder muss aufs Klo?
Wird die große Schwester eifersüchtig sein, wenn ich das zweite Kind viel herumtragen muss?
Kann ich als Mama dem Erstgeborenem und dem zweiten Kind überhaupt gerecht werden?
Das sind Fragen, die vielen Mamas in einer zweiten Schwangerschaft im Kopf herumschwirren.
Oft findet sich da auch eine Frage, die sich kaum eine Mama laut aussprechen traut:
Kann ich ein zweites Kind wirklich genauso liebhaben wie das erste?
Diese Fragen machen den großen Unterschied zwischen einer ersten und einer zweiten Schwangerschaft aus. Bei der ersten sind die meisten Frauen vollkommen auf den Zeitpunkt der Geburt fokussiert, das Leben danach wird weitgehend ausgeblendet. Beim zweiten Kind sind schon Erfahrungen aus der Babyzeit mit dem Erstgeborenen da.
Du kennst schon
- die Schlaflosigkeit (hier findest Du meine 23 Tipps für müde Mamas)
- das Chaos, das herrschen kann mit einem Neugeborenen zu Hause
- die absolute Unplanbarkeit des Tagesablaufes mit Baby
Kein Wunder also, dass du dieses Mal über den Zeitpunkt der Geburt hinausblickst – und dir Sorgen machst, wie du den Alltag mit zwei Kindern auf die Reihe kriegen wirst.
Deshalb möchte ich dir hier ein paar erprobte Strategien, Impulse und Gedanken aufzeigen, die deinen Alltag gelassener gestalten können.
Was genau davon du brauchen wirst, kannst du nur selbst auswählen, wenn du dein zweites Kind kennengelernt hast. Jedes Baby ist anders – auch Geschwister sind oft erstaunlich unterschiedlich. Du kannst also nicht automatisch vom ersten aufs zweite Kind schließen!
Aber eines kann ich dir schon vorab garantieren:
Mit absoluter Sicherheit wirst du dein zweites Baby genauso liebhaben wie dein erstes!
Was musst du an deiner Wohnung ändern, wenn ein zweites Kind kommt?
Auf gar keinen Fall brauchst du gleich zu Beginn ein zweites Kinderzimmer.
Vielleicht hast du das ja schon bei deinem Großen bemerkt – Kinder sind nicht gerne allein!
Das Kinderzimmer als Rückzugsort fürs Kind ist bei meinen Mädels erst ab einem Alter von circa 10 Jahren wichtiger geworden. Davor war es vielleicht der Ort, an dem der Kleiderkasten, das Bett (das aber nicht immer auch der Schlafplatz war), das Spielzeug und vielleicht auch noch die Schulsachen standen, aber das Leben hat sich im Wohnzimmer abgespielt. Maximal haben sie sich mal mit Freunden zum Spielen eine Zeitlang allein im Kinderzimmer aufgehalten.
Das Babybett
Je nach Altersunterschied wird dein Erstgeborenes in ein größeres eigenes Bett umsiedeln, damit das Gitterbett für das Baby frei wird. Ganz toll finde ich diese Beistellbetten fürs Baby, die ans Elternbett direkt anschließen. So brauchst du nachts nicht zum Stillen aufstehen – jede Minute Schlaf, die man mehr bekommt, ist wertvoll!
Der Wickelplatz
Den Wickeltisch gibt es vermutlich noch, vielleicht musst du ihn reaktivieren, wenn der Altersunterschied zwischen erstem und zweiten Kind größer ist. Wenn das Baby dann mobil wird und zum Krabbeln anfängt, wirst du vielleicht einen geschützten Platz für dein großes Kind einrichten müssen. Über diesen Gedanken staunst du jetzt vielleicht, weil man das ja meiste umgekehrt im Kopf hat.
Der Spielbereich
Aber wenn die große Schwester gerade mit viel Begeisterung Türme baut und Baby dieselben mit Vorliebe umhaut, sind Konflikte vor programmiert. Bei nicht wenigen meiner Klientinnen hat das Schutzgitter, das eigentlich die Küche absperren sollte, zweckentfremdet und hat als Absperrung für die Bauecke der großen Kinder gedient.
Die Morgen- und Abendroutine
Zum Thema werden sicherlich auch der Ablauf der Morgen- und der Abendroutine. Dazu kann ich dir jetzt leider keinen allgemein gültigen Ratschlag geben, weil hier viel vom Altersunterschied deiner Kinder abhängt.
Versuch aber – vor allem in der allerersten Zeit- so viel Gewohnheiten und Abläufe deines Erstgeborenen beizubehalten.
Durch das Baby muss es ohnehin mit genug Änderungen zurechtkommen. Und nimm jede Hilfe an, die du bekommen kannst!
Eine meiner Workshop-Teilnehmerinnen hat einmal scherzhaft gesagt: „Bevor man an ein zweites Kind denkt, sollte man sich überlegen, wie man zwei Kinder gleichzeitig ins Bett bekommt!“
Der ultimative Tipp, der mir im Alltag mit zwei Kinder am meisten geholfen hat:
Pack dein zweites Kind ins Tragetuch!
Die Sorge, ob und wie man denn zwei Kindern gerecht werden kann, relativiert sich, wenn du dir klarmachst, dass deine Kinder gerade sehr unterschiedliche Bedürfnisse in Sachen Aufmerksamkeit haben.
Dein Baby braucht deine Nähe, deine Körperwärme, aber nicht unbedingt deine „geistige“ Aufmerksamkeit. Im Tragetuch teilt es quasi deine Perspektive der Welt, es erlebt deinen Alltag mit und wenn es genug davon hat, schläft es einfach ein.
Dein Großes braucht deine Antworten, dein Hilfe beim Schuhe anziehen, dein Mitspielen beim Memory – das alles geht auch mit Baby im Tragetuch. So kannst du im Alltag gleichzeitig beiden Kindern die Aufmerksamkeit schenken, die sie gerade brauchen.
Wenn du jetzt beim Gedanken an das Gewurschtel mit einem Tragetuch die Stirn in skeptische Falten legst, kann ich dir nur empfehlen, dir eine Trageberatung zu holen: das ist eine Investition in deine zukünftige Gelassenheit, die sich hundertfach rentiert! Ich bin selbst erst beim zweiten Kind zur Tragtuch-Mama geworden.
Wickeln und Baden – wie kriegen wir die Körperpflege geregelt?
Je nach Temperament deines Großen – für die ruhigeren Beobachter empfiehlt sich ein kleiner, stabiler Hocker, von dem aus sie zuschauen oder den Waschlappen und die frische Windel reichen können.
Hast du einen aufgeweckten Wirbelwind zu Hause, dann wickle lieber am Boden. So kannst du das Baby auch mal von jetzt auf da allein lassen, wenn das Große gerade testet, wie es klingt, wenn Orangensaft auf den Küchenboden tropft …
Ausführliches Babybad unternimm lieber nur, wenn für das Erstgeborene eine weitere Betreuungsperson zu Hause ist oder du mit dem Baby alleine bist. Natürlich kannst du, wenn es altersmäßig schon passt, beide gemeinsam baden. Das Baby muss ja eigentlich nur kurz ins Wasser gehalten werden, während das Große schon ausgiebig planschen möchte.
Tägliches Babybad ist übrigens nicht notwendig. So richtig schmutzig machen sich Babys ja nicht, meist reicht ein Waschlappen (außer es geht die Windel über …).
Stillen als Grund für Eifersucht?
Das ist oft nur unsere Erwachsenensicht. Wenn du das Stillen nicht als etwas Besonderes hochstilisierst, bei dem absolute Ruhe gefordert ist.
Ja, ich weiß, beim ersten Kind sind das wunderschöne Mußestunden für Mama und Baby, die man aufeinander konzentriert verbringt. Das wird beim zweiten Kind nur noch ab und zu sein.
Natürlich willst du aber auch nicht drei Mal während des Stillens aufspringen müssen.
Frag vielleicht vorher, ob noch was Dringendes wie Klo gehen oder großer Hunger ansteht. Du kannst auch gleich kleingeschnittenes Obst vorbereiten, das dein großes Kind essen kann. Es kann dich auch damit füttern, so habt ihr alle drei eine gemeinsame Jause. 😉
Pixie-Bücher eignen sich wunderbar zum Vorlesen während des Stillens. Baby liegt im Stillpolster, das kleine Büchlein liegt leicht in der einen Hand, im anderen Arm hat das große Kind einen geschützten Platz. Eine sehr kuschelige Angelegenheit!
Auch Puzzles lassen sich gemeinsam legen, Memory oder einfache Brettspiele sind ebenfalls „stillfreundliche“ Beschäftigung. Und ab und zu darf es auch mal ein kleines Filmchen auf Youtube sein oder ein Spiel auf Mamas Handy.
Ich weiß, das ist nicht optimal, aber eine entnervte Mama auch nicht – bleib also ganz pragmatisch, dass nimmt viel Stress raus!
Fazit
Ein zweites Kind verändert deinen Familienalltag. Sei dir bewusst, dass nicht alles von heute auf morgen wie am Schnürchen laufen wird.
Stell dir ein Mobilee vor, bei dem ein Element dazu gehängt wird: das zuerst einmal ziemlich in Unruhe geraten wird, bis es sich langsam wieder einpendelt und ruhig wird.
Genauso ist das auch in einer Familie – nimm dir Zeit, es wird mehrere Monate, wenn nicht gar ein Jahr dauern, bis jeder seinen neuen Platz gefunden hat!
Nun bin ich noch neugierig auf die Strategien und Tipps aller Zweitmamas – wie habt ihr die erste Zeit mit zwei Kindern gut bewältigt?
Liebe Grüße
Vera
Vera Rosenauer begleitet mit Abenteuer Erziehung Mütter von Babys und Kleinkindern in allen Fragen der Erziehung und Ernährung in Form von Einzelberatung, Workshops und auch Online-Kursen.
Vielen Dank für den tollen Gastbeitrag von Vera Rosenauer rund ums zweite Kind!!!
Liebe Grüße
Sabine
Teile diesen Beitrag und hilf anderen Müttern, Anregungen zu bekommen, wie sie als Zweitmama mit der neuen Situation gut umgehen können.
P.S.: Wenn Du mehr zu dem Thema Mama-Sein und Selbstfürsorge oder anderen Themen rund um das glückliche und zufriedene Mama-Sein erfahren möchtest, dann trage Dich in meinen BusyMom-Newsletter ein. Dann wirst Du über neue Beiträge hier auf dem Blog informiert!
Oh Vera! Vielen Dank für diesen Beitrag. Wir erwarten im Herbst unser 2. Kind und es stimmt so vieles mit deinen Worten überein. Du hast mich mit vielen deiner Tipps auch bestätigt. Vieles werde ich auf uns zukommen lassen. Die Frage „Wie wirst du das mit dem Schlafen machen, wenn dich der Große dazu immer noch so stark braucht?“ beantworte ich schon lange mit „Das werden wir dann sehen, wenn es so weit ist.“ 😉
Liebe Ingrid, danke für dein liebes Feedback – ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute, liebe Grüße, Vera
Liebe Ingrid,
auch meinerseits lieben Dank für Dein Feedback! Es freut mich sehr, dass Dir die Tipps von Vera gut tun.
Und ja, neben dem sich drauf einstellen muss man sich auch ein wenig „überraschen“ lassen, wie das zweite Kind dann so ist und was es mit Euch als Familie macht und was dann für Euch alle und jeden einzelnen am besten passt.
Alles Gute für Euch!
Liebe Grüße
Sabine
Hallo! Ich habe seit 3 Monaten unseren dritten Buben bekommen. Die beiden „großen“ sind 5 und fast 3 Jahre alt. Vieles von den Tipps kann ich also sehr gut nachvollziehen. Ich hatte vor der Geburt vom kleinen die Illusion, dass mein Mann und ich uns halt abwechseln würden beim ins Bett bringen und beim Alltag, aber wie es sich herausstellt, ist ja immer mehr zu machen, als sich „nur“ um die Kinder zu kümmern und so bin ich doch sehr sehr oft auf mich alleine gestellt. Ich habe bis jetzt, so wie hier empfohlen, immer nur getragen, den kleinen noch nie in einen Kinderwagen gelegt. Dadurch kann ich bei längeren Spaziergängen auch den Buggy vom mittleren mitnehmen, wenn er nicht mehr selbst gehen will. Zur Not kann ich aber auch Baby vorne im Marsupi haben und den mittleren halb huckepack, halb seitlich tragen – das schaffe ich zwar höchstens 5-10 Minuten, aber oft reicht das schon aus, um ihn zu beruhigen. Ich finde den Alltag schon recht schwierig, vor allem wenn ich mit allen 3en alleine durch die Stadt einkaufen gehe und dann noch schwere Einkaufstaschen zu tragen habe. Das mit der autofreien Stadt ohne Parkmöglichkeiten ist definitiv nicht auf grössere Familien ausgelegt… Aber dann denke ich immer „es gibt Frauen, die haben 4 oder 5 Kinder und die schaffen das auch“ und dann relativiert sich das ganze und es finden sich immer Wege, es zu schaffen (z.B. Online-Zustellung von Supermärkten). Wichtig für mich ist, dass ich versuche nicht in Eile zu sein, sonst kann es ganz schön stressig werden. Ich bin oft selbst überrascht, wieviele Dinge man mit einem Arm schafft, während ich am anderen Baby trage und stille 🙂
Liebe Lisa – ja, das mit dem Unterschied zwischen theoretischer Planung der Realität können sicher viele Mamas nachvollziehen. Du darfst ruhig ordentlich stolz auf dich sein, wie die mit aller Flexibilität und Ideenreichtum den Alltag mit drei kleinen Kindern „schupfst“. Alles Liebe, Vera