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Im BusyMom-Interview mit Ella Hinkel sprechen wir über ihre erlebten Herausforderungen seit Beginn der Corona-Pandemie. Ella berichtet uns im Interview, wie sie als Inhaberin einer Online-Marketingagentur und Mutter von drei Kindern den Lockdown beruflich und privat erlebt hat. Sie reflektiert, was es für sie als Unternehmerin bedeutet und verändert hat und wie sie als Familie diese Zeit gut bewältigen haben können. Klar wird auch, dass für Mütter (und Unternehmerinnen) die Pandemie oftmals noch mehr fordert und die eigenen Ich-Zeit dabei umso wichtiger wird.

Ich freue mich sehr über dieses interessante und persönliche Interview mit Ella Hinkel.

In dieser Interview-Reihe auf BusyMom geht es um die Krisenbewältigung von Unternehmerinnen und Müttern in Zeiten von Corona. Ich habe nach den erlebten Herausforderungen und Chancen, den Veränderungen in der Familie und im Business wie auch den erfahrenen Ressourcen gefragt. Spannende und bunte Beiträge sind dabei mit meinen faszinierenden Interview-Partnerinnen entstanden.

 

Heute stellt sich Ella Hinkel vor:

Kurze Vorstellung zu Dir, Deiner Familiensituation und Deinem Business

Ich bin Ella Hinkel, Unternehmerin mit einer Online-Marketingagentur östlich von Frankfurt. Ich bin Strategin, liebe es zusammen mit meinen Kundinnen neue Ideen zu kreieren und unterstütze vor allem auch bei der Umsetzung.

Meine Schwerpunkte sind Suchmaschinenoptimierung und Paid Traffic (Google Ads, Facebook Ads etc.). Dafür entwerfen wir passende Landingpages und setzen Prozesse auf. Mit meinem Team können wir im Grunde alles aus einer Hand anbieten. So gehen keine Infos verloren und meine Kundinnen sind einfach schneller am Ziel.

Privat bin ich verheiratet und wir haben drei Kinder (2/5/8 Jahre alt). Da ich schon immer wusste, dass ich eine große Familie will, war die Selbstständigkeit eigentlich die einzige Option. Nachdem mein Arbeitgeber 2014/2015 schon erahnen ließ, dass es mit der Vereinbarung schwer wird, habe ich mich zunächst nebenberuflich selbstständig gemacht. Nach der Geburt unseres zweiten Kindes bin ich in die Vollzeit-Selbstständigkeit gegangen und bei unserem dritten Kind 2019 haben mein Mann und ich beide in Teilzeit gewechselt, um im ersten Babyjahr möglichst viel aus beiden Lebensbereichen abdecken zu können.

Wie hast Du bisher die Corona-Pandemie, den Lockdown und den Sommer 2020 erlebt?

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade seit gut vier Monaten meine Stundenanzahl wieder erhöht. Unsere Jüngste (damals knapp 16 Monate alt) ging zur Tagesmutter und mein Mann war ebenfalls wieder in Vollzeit gewechselt.

Als am 13. März klar wurde, dass die Schulen schließen, war ich erst einmal (ein kleines bisschen) erleichtert. Mit meinem Großen zuhause kann ich entspannt arbeiten, da er sich gut selbst beschäftigen kann. Da ahnte ich aber auch noch nicht, dass auch die Tagesmutter und die Kita dicht machen würden. Und dann erging es mir vermutlich wie allen berufstätigen Eltern. Ich begann mir Gedanken dazu zu machen, wie ich das alles organisiert bekomme. Wir haben hier eh keine Familie vor Ort, sodass wir den Spagat bereits kennen. Zeitgleich merkte ich aber auch bei meinen (neuen) Kunden, wie die Unsicherheit wuchs. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt viele Neukunden und arbeitete damals häufig mit Soloselbständigen und vielen Eltern und die traf es natürlich alle sehr. Am ersten Montag nach dem Lockdown war ich in einer Art Schockstarre, was mir noch nie passiert war. Aber ich hörte an diesem Tag von so vielen Unternehmerinnen aus meinem Umfeld, wie schwierig es finanziell plötzlich wurde. Wie viele um ihre Existenz bangten.

Rückblickend hatten wir im Vergleich zu vielen Anderen aber großes Glück. Mein Mann kann problemlos im Homeoffice arbeiten und war zeitweise in Kurzarbeit. Und auch wenn Kurzarbeit eigentlich nicht „Glück“ im eigentlichen Sinne bedeutet, hat es dazu geführt, dass ich meine Agentur nicht schließen musste. Denn auch wenn der Lockdown erst einmal alles stillgelegt hat, konnte ich mich schon wenige Wochen später kaum vor neuen Anfragen retten.

Welche Veränderungen und welche Herausforderungen hast Du als Mutter und als Unternehmerin erlebt?

Mit drei relativ kleinen Kindern zu Hause kann man nicht mehr in Ruhe arbeiten. Alle wollen beschäftigt werden, brauchen Zuspruch und Zuwendung. Glücklicher Weise hatten sie hier aber auch immer genug Spielkameraden. Sie vermissen ihre Freunde daher nicht ganz so schmerzlich, wie ich das oft bei Einzelkindern hörte. Außerdem wurde das Wetter zusehends besser und wir konnten viel Zeit im Garten verbringen.

Dennoch mussten wir als Eltern weiterarbeiten. Mein Mann hat relativ viele Termine mit Kollegen. Er musste also eher tagsüber am Rechner sitzen. Ich brauchte primär für Kundengespräche Ruhe und tagsüber Zeit. Alles andere konnte ich dem Familienrhythmus anpassen.

Das klingt jetzt erst einmal gut, bedeutete aber viele Nachtschichten und extrem wenig Schlaf und das über Monate. Dieses Defizit schleppe ich nun schon seit Monaten mit mir herum. Als Mutter hat man eh schon kaum Zeit für sich und seine Bedürfnisse. Wenn dann aber auch noch alle Abende und viele Nächte fremdbestimmt (weil man einen guten Job machen will) sind, geht das sehr an die Reserven.

Meinem Unternehmen hat die Pandemie eigentlich einen Aufschwung verschafft. Viele meiner Stammkunden merkten, dass ihr aktuelles Standbein (viele sind lokale Dienstleister, im stationären Handel oder als Therapeut tätig) unter Pandemiebedingungen kaum zu halten ist.

Und da kam vielen wohl meine Stimme wieder ins Gedächtnis. Die Stimme, die ihnen (oft schon seit Jahren) sagte, dass sie mit ihrer Website noch weit mehr machen können, als über Öffnungszeiten zu informieren. Dass ein Webshop manchmal doch großen Nutzen bringt und das Google Werbung besser funktioniert, als Flyer in Cafés auszulegen.

Als Unternehmerin war ich also im Wachstum. Der größte (und schnellste) Wachstum seit Gründung und zeitgleich war ich auch als Mutter mehr denn je gefragt.

Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie bisher auf Dein Business?

Wie bereits erwähnt, hat die Pandemie im Onlinebusiness für Aufschwung gesorgt. Ich hatte und habe deutlich mehr Neukundenanfragen als je zuvor. Dass das so kommen würde, daran konnte ich allerdings im März noch nicht denken. Damals erging es mir so, wie vielen anderen. Kundenaufträge wurden storniert und das Telefon blieb gut vier Wochen einfach viel stiller als sonst.

Viele hatten Angst, mussten sich sortieren und waren was Ausgaben anbelangt natürlich vorsichtig.

Auch ich musste etwas umdenken. Habe ich vorher viel und gerne mit Einzelunternehmer(innen) gearbeitet, merkte ich in der Pandemie, dass es genau diese Kunden waren, die stornieren mussten.

Vor allem die Kundinnen, die auch noch kleine Kinder zu Hause hatten, konnten nicht mehr weiterarbeiten – selbst, wenn sie genügend Anfragen und Aufträge gehabt hätten.

Aber auch mein (bis dahin kleines) Team stellte mich vor Herausforderungen. Viele meiner Teammitglieder sind selbst Mütter und hatten nach dem Lockdown nur noch 10, 20 oder 30 % ihrer sonst üblichen Arbeitszeit. Eine Mitarbeiterin meldete sich plötzlich gar nicht mehr. Ich merkte also, dass ich zwar wahnsinnig gerne mit Müttern (und Eltern) arbeitete, diese Gruppe aber sowohl als Kundengruppe als auch im Mitarbeiterbereich nicht ganz problemlos ist.

Wie bist Du mit den Herausforderungen (beruflich und privat) umgegangen?

Beruflich habe ich mir Hilfe gesucht. Ich habe mein Team erweitert und aktuell drei neue Mitarbeiter, die alle remote arbeiten. Ich habe aber auch gelernt, dass ich nicht mehr alles allein machen kann. Also habe ich Prozesse aufgesetzt und geschaut, welche Aufgaben kann ich noch selbst machen und was kann und muss ich abgeben. Bei den abgegebenen Arbeiten mache ich jetzt also nur noch die Qualitätssicherung.

Außerdem habe ich drei Kursideen umgesetzt. Es gibt jetzt erweitert zu meinem sonstigen Kursangebot noch einen Kurs zum E-Mail Marketing, einen zum Affiliate Marketing für Unternehmer (also welche, die nach einem zweiten Standbein suchen) und einen zum Thema technische Suchmaschinenoptimierung. Alle drei Kurse hatte ich schon ewig fertig konzipiert in der Schublade liegen.

Die Kurse gebe ich nun auch als Erweiterung an meine Bestandskunden raus. So spare ich mir ebenfalls einiges an Aufwand, um Dinge und Prozesse zu erklären.

Privat waren und sind wir ja leider alle dem ausgeliefert, was kam und noch kommen wird. Der Lockdown war zwar irre anstrengend, hat aber auch gezeigt, dass wir als Team gut funktionieren. Irgendwie war es auch ganz schön, keine „Termine“ zu haben. Morgens im Bett noch kuscheln zu können, ohne die Uhr im Nacken zu haben. Mittags gemeinsam kochen zu können und ganz in Ruhe zusammen zu essen.

Zeitgleich hatten mein Mann und ich aber auch deutlich mehr Stress als sonst. Das ging schon ordentlich an die Substanz und irgendwann stritten wir sogar darüber, wer denn heute „alleine“ kurz einkaufen gehen durfte. Das waren quasi unsere Ruheoasen im Alltag.

Mit unserem Großen (der Mittlere hatte sich im April auch noch den Zeh gebrochen und durfte vier Wochen lang auf dem Sofa liegen) haben wir im Frühjahr viele Radtouren gemacht. Die Zeit haben sowohl unser Großer als auch wir sehr genossen. Die Natur, Bewegung und ein relativ selbstständiges Kind führten doch zu so etwas wie Urlaubsgefühlen.

Und natürlich lief auch hier der Fernseher deutlich mehr als wir es uns gewünscht hätten. Aber auch das haben wir einfach so angenommen. Manchmal war eine Stunde mit den Kindern fernsehen die Stunde, die uns vor dem Zusammenbruch bewahrt hat.

Ich glaube rückblickend haben wir in der Zeit gelernt vieles einfach zu akzeptieren. Dinge, die wir einfach nicht ändern konnten so anzunehmen und das Beste daraus zu machen.

Welche unternehmerischen Veränderungen hast Du aufgrund dessen getroffen?

Ich habe mein Team erweitert und meinen Kundenstamm etwas verändert. Vor allem letzteres war zu Beginn keine bewusste Entscheidung. Es kamen einfach andere Kunden mit anderen Projekten auf mich zu. Unternehmerisch habe ich aber gelernt, dass genau dieser Mix dafür sorgt, dass mein Unternehmen ein bisschen krisensicherer wird.

Außerdem habe ich gemerkt, dass ich nicht mehr alles allein machen kann und darf. Wenn man drei Deadlines vor sich hat und drei kleine Kinder zu Hause bespielen muss, stresst das sehr. Ich konnte mich weder auf das eine noch auf das andere wirklich einlassen.

Diversität ist auch im Business gut und wichtig. Ich denke, als Selbstständiger braucht es heute mehr als ein Standbein. Das haben auch meine Kunden gemerkt und so arbeite ich verstärkt daran, einen größeren Anteil meines Einkommens zu automatisieren.

Außerdem habe ich eine neue Werbestrategie ausprobiert, die ich jetzt mit einigen ausgewählten Kunden teste. Mal schauen was das nächste Jahr so bringt.

Welche Unterstützung hast Du gefunden (Familie, Freunde, andere UnternehmerInnen, Netzwerk, Mentor, Coach …)?

Im Lockdown selbst waren Familie und Freunde ja erst einmal nicht mehr greifbar. Wir haben zwar viel videotelefoniert, das ersetzt das persönliche Treffen aber doch nicht recht.

Die größte Unterstützung hatte und habe ich sicher durch meinen Mann. Das erfordert zwar immer vieles an Absprachen, funktioniert aber gut.

Als Mutter hat mir einfach oft der Austausch mit anderen Müttern viel gebracht. Sich alles mal von der Seele reden zu können wirkt Wunder. Außerdem tut es gut zu hören, dass man nicht allein ist. Das auch andere Kinder viel zu viel vor dem Fernseher saßen und das Mittagessen eben auch mal nur aus Fischstäbchen und Pommes bestand.

Welche eigenen Ressourcen hast Du für Dich oder Ihr für Euch als Familie entdeckt?

Ich glaube, die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir als Eltern die wichtigste Ressource für unsere Familie sind. Nur wenn es uns gut geht, geht es uns als Familie gut und nur dann können wir auch einen guten Job machen.

In der Pandemie selbst hatten wir kaum Luft für uns persönlich und als Paar. Das versuchen wir im Moment ein bisschen aufzuholen – in den Herbstferien waren alle Kinder mal für ein paar Tage bei den Großeltern und wir hatten Zeit. Außerdem habe ich „den Haushalt“ abgegeben und eine großartige Hilfe gefunden.

Unsere Lebensmittel werden einmal pro Woche geliefert, so muss ich nur mal ein bisschen Obst und Brot einkaufen, aber keinen großen Wocheneinkauf planen und machen. Die frei gewordene Zeit nutze ich jetzt entweder fürs Business oder einfach mal so für mich und die Kinder.

Beruflich strukturiere ich meine Woche inzwischen viel besser. Ich habe einen Überblick darüber, welche zeitlichen Ressourcen ich wirklich habe und was wann getan werden muss.

Es gibt aktuell auch wieder ein „ich arbeite am Business“ Tag. Da wird die Buchhaltung gemacht, an eigenen Prozessen gearbeitet, Newsletter geplant und so weiter. Das macht mir Spaß und ich blicke relativ entspannt in die Zukunft, weil mehr vorbereitet ist.

Was hast Du bisher aus der Pandemie gelernt? Was nimmst Du in Puncto Krisenbewältigung mit für die Zukunft als Mutter und als Unternehmerin?

  1. Als Unternehmerin braucht es mehr als ein Standbein. Einen Teil des Einkommens muss man (vor allem als Mutter) automatisiert erhalten. Das bedeutet zwar nicht, dass man dafür keine Zeit mehr braucht, aber man muss nicht ständig daran arbeiten und kann auch mal in den Urlaub fahren oder einfach mal krank werden.
  2. Familie braucht Flexibilität. Starre Pläne waren eh schon nie meines. Jetzt schaue ich noch genauer hin, was wer wann und wie braucht und plane von Woche zu Woche.
  3. Ich brauche mehr Zeit für mich. Jetzt habe ich ein Mal pro Monat ein Date mit mir selbst. Da liege ich auch mal faul auf dem Sofa oder gehe zur Friseurin oder einfach mal wandern.
  4. Wir brauchen Zeit als Paar. Deshalb gehen wir einmal pro Woche gemeinsam Mittagessen. Das unterstützt nicht nur die Gastronomie vor Ort, sondern ermöglicht es uns auch mal extra Paar-Zeit zu haben.
  5. Nein sagen ist hilfreich. Nein zum Playdate mit der Mutter, mit der ich nicht warm werde (die Kinder können sich ja trotzdem treffen), Nein zum x-ten Ehrenamtsjob, Nein zu Kunden, die sich nicht gut anfühlen.
  6. Ich kann nicht alles allein machen. Punkt.

 

Ella Hinkel findest Du hier auf folgenden Kanälen:

 

Ihre Websiten: Online-Marketing Agentur und Familienblog

Ihr Instagram-Account: Online-Marketing Agentur

Ihr Facebook-Account: Online-Marketing Agentur

Ihr LinkedIn-Account: Online-Marketing Agentur

 

 

Auf Instagram findet am Samstag, 28.11.20, um 11.00 Uhr ein Live-Interview mit Ella Hinkel und mir statt. Ich freue mich, wenn Du mit dabei bist, hier kannst Du Dich direkt in mein Live auf Instagram bei sabinemachowski.busymom einschalten!

Hier über den Link gelangst Du direkt zum Interview mit Ella auf Instagram (BusyMom).

 

Liebe Ella,

wie schön, dass Du Dir die Zeit genommen hast und lieben Dank für dieses persönliche Interview!

 

P.S.: Hast Du Fragen an Ella oder mich zu dem schriftlichen oder persönlichen Interview? Gerne in den Kommentaren oder via E-Mail schreiben!

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